Um 6 Uhr früh wurden 45 Reisende in Großaltdorf und Lorenzenzimmer n von einem Vor-Busfahrer aufgeladen. „Der zusätzliche Gepäckträger am Heck des Fahrzeugs muss weg,“ sagte er. „Der behindert den Fahrer nur beim Einparken. Und überhaupt, die geplante Strecke geht nicht. Da steht ihr nur im Stau.“ Mit solchen mutmachenden Worten verließ er unseren Bus in Satteldorf und unser eigentlicher Busfahrer Matthias Groß stieg bei uns ein. Als er in seiner gewinnenden Art die Erwachsenen und „Kinderlich“ begrüßte und dann sagte: „Sou, i däd soche no fohr mr ämol“, war er damit nicht nur auf der Fahrt, sondern auf dem Weg zu unseren Herzen, aus dem ihn nichts mehr heraustreiben konnte, weder der teils stürmische Wind, noch der zwanzigminütige Stau um Nürnberg. Andacht, Singen mit Akkordeonbegleitung das gemeinsame Gebet von Luthers Morgensegen, erklärende Worte zu Martin Luther und ein Rätsel gestalteten unsre Busfahrt kurzweilig. Pünktlich um 13 Uhr kamen wir in Wittenberg an. Völlig überraschend begrüßte uns schon in Wittenberg Christine Lieberknecht, die ehemalige Ministerpräsidentin Thüringens, und lud spontan einige der Mitreisenden in ein Cafe ein. Hier war der ausgiebige Regen, der uns empfangen hatte, absolut leichter zu ertragen.

Ab 14 Uhr wurden wir dann in zwei Gruppen zur berühmten Schlosskirche geführt. An ihrem Eingangstor hatte am 31. Oktobrt 1517, also ziemlich genau vor 500 Jahren Martin Luther seine 95 Thesen angeschlagen, nichtsahnend, dass er damit die Reformation und leider auch die Spaltung der Kirche in Gang setzen würde. Weiter wurden wir durch die schöne Innenstadt Wittenbergs und in die Stadtkirche geführt, in der Martin Luther häufig predigte. Dort bewunderten wir dann vor allem ein Altarbild Lucas Cranachs. Die 95 Thesen am Schlosskirchenportal zu Wittenberg Stadtkirche und Lutherdenkmal Nach einer längeren Fahrt gab‘s dann Abendessen im Hotel „Zur Tanne“ in Ballstedt und warme Betten in Ballstedt und Ollendorf. Am nächsten Morgen klingelten die Wecker extrem früh auf den Nachttischen und wir wurden in aller Frühe aus unseren Betten gerissen. Denn schon um 9.30 Uhr hatte unsere agile und uns treu umsorgende Reiseführerin Christine Lieberknecht in Eisenach an der Wartburg unser nächstes Date vereinbart. Es fiel uns richtig schwer, den mit einem reichhaltigen und wohlschmeckenden Frühstück gedeckten Tisch, der uns unter der Regie von Susann Röder in Ballstedt gezaubert wurde, rechtzeitig wieder zu verlassen. Doch pünktlich kamen wir um 9.30 Uhr am steilen Fußweg an, der uns nach oben zur Wartburg führen sollte. Einen aus der Gruppe hörte man sagen, als er schwer atmend oben angekommen war: „Wäre ich doch lieber mit dem Shuttlebus gefahren“. Aber was wir oben zu sehen und in den Kopfhörern zu hören bekamen, entschädigte uns reichlich. Die Schlosskirche in ihrem Innern Die Wartburg oberhalb Eisenachs. Hierhin hatte Kurfürst Friedrich der Weise Martin Luther direkt nach dem Reichstag zu Worms entführen lassen. In einem kleinen Zimmer, übersetzte er da, getarnt als „Junker Jörg“, das Neue Testament ins Deutsche. Unsere Reisegruppe In der großen Burganlage erfuhren wir Vieles über das Leben der bis heute verehrten Heiligen Elisabeth. 24 Jahre wurde sie nur alt. Vor allem armen Menschen hat sie in ihrem kurzen Leben Gutes getan. Auch Sänger stimmten in dieser Burg ihre Lieder an. Studenten feierten 1817 ihr berühmtes Wartburgfest und forderten die Deutschen auf, endlich einen einheitlichen und freiheitlichen Nationalstaat zu gründen. Vor allem aber zeigte uns jetzt zum Jubiläumsjahr eine Ausstellung über Martin Luther die Geschichte der Reformation bis heute auf. Beeindruckt waren viele von uns, als sie Luthers kleines Arbeitszimmer sahen, in dem der Reformator das Neue Testament ins Deutsche übersetzt hat. Zurück im Bus fuhren wir mit unserer Reiseführerin für Eisenach, Ina Conrad, zum Bachhaus. In dem zum Museum umfunktionierten Haus habe, wie sie uns erklärte, Johann Sebastian Bach, niemals selbst gewohnt, wohl aber Teile seiner in Thüringen weitverzweigten Familie. Das Hinweisschild über der Haustüre aber, das ja eigentlich nicht der Wahrheit entspricht, solle werbewirksam dort hängen bleiben. Nach dem Empfang unserer Lunchpakete und Headsets mit Empfangsteil folgten wir unserer Stadtführerin durch Luthers „liebe Stadt“ zum so genannen Lutherhaus. Einst soll es Wohnsitz der wohlhabenden Ursula Cotta gewesen sein. Vor ihrem Haus hätten, so lautet die Überlieferung einige Lateinschüler beim Kurrendesingen Halt gemacht. Martin habe ihren Gefallen gefunden und sie habe dem Lateinschüler eine Weile Unterschlupf in ihrem geräumigen Haus gewährt. Nächstes Highlight war die Georgskirche. Hier soll Luther immer wieder gepredigt haben und 100 Jahre später sei da Johann Sebastian Bach getauft worden. Bis zur Fusion der evangelischen Kirchen Sachsens und Thüringens war die Georgskirche Bischofskirche der evangelischlutherischen Kirche Thüringens. Pünktlich 15.30 Uhr ging‘s mit dem Bus weiter nach Erfurt. Ein Jahrmarkt direkt unter dem Dom empfing uns mit voller Lautstärke und Lichterspielen. Unser kompetenter Reiseführer in Erfurt betonte, dass das Riesenrad höher sei als das vom Oktoberfest in München. Auf 70 Stufen, kaskadenförmig strukturiert, ging unser Weg zum Erfurter Dom. In seinem Inneren sahen wir eine riesige Abbildung des Christophorus. Wer ihn anschaue, so die Legende, werde zumindest an diesem Tag nicht sterben. Christophorus Tiemo Hofmann Heike Hofer Hannes Riecker und Manfred Preiß Alle schauen sie auf Christophorus. Ob sie an die Verheißung glauben? Danach führte uns der kundige Fremdenführer durch die Stadt, zeigte uns, wie zwei Hoteliers im Wettstreit um die schönere Fassade lagen, und wie auch Erfurt behauptet, das schmalste Haus Deutschlands zu besitzen und wie Teile der berühmten Krämergasse von Wasser unterspült seien. Schön ist es in Erfurt, auch für Familie Gehring Hier gibt es warme Mützen zu kaufen für Elke Hummel Fast immer machte es Mathias Messerschmidt auch Gertrud Binder möglich, die für sie richtig weiten Wege mitzufahren. Und das Gefährt hat es ausgehalten. Den Abschluß beim Besuch Erfurts erlebten wir im Augustinerkloster. Hier soll ja einst Martin Luther angeklopft und gewünscht haben, Mönch werden zu dürfen. Am Abendgebet nach Worten des Kirchenvaters Augustin und alten Melodien nahmen neben den üblichen Gästen unsere und zwei amerikanische Gruppen teil. In dieser Zeit, wo wir um die Gesundheit von lieben Menschen bangten, tat uns das ganz besonders gut. Wer es wollte, durfte anderen ein Licht vom Altar weitergeben. Der ereignisreiche Tag fand schließlich seinen Abschluss mit dem leckeren Abendessen im Hotel mit Überraschungsnachtisch von Susann Röder und ihrem Team bis hin zu ihrer kleinen Tochter, die einen Apfelkuchen für uns gebacken hatte. Einige Gemeindeglieder der weitverzweigten Kirchengemeinde Ramsla, mit der die Großaltdorfer ihre alte Partnerschaft aus DDR-Zeiten feiern wollten, hatten zum Treffen mit den Gästen aus Großaltdorfern und Umgebung einladen lassen. Es wurde gesungen, gelacht, geflötet, gemeinsam Akkordeon gespielt und auch ein kleines bisschen um Gipssteine und vermeintliche Französinnen geflunkert, bis spät in die Nacht. Nach einem deutlich längeren Nachtschlaf begann der letzte Tag unsrer Reise mit einem gemütlichen Frühstück in der „Tanne“. Um 10 Uhr war dann Gottesdienst im Hauptort, in Ramsla. Die Predigt hielt der Ehemann der ehemaligen Thüringer Ministerpräsidentin. Danach gab es ein Grußwort von Großaltdorfer Seite, ein Musikstück und wir Reisende sangen als Spontanchor den Wochenspruch. Eine Teilnehmerin berichtet: „Der Gottesdienst in Ramsla war schön. Süße kleine Kirche aus dem 17. Jahrhundert, zackige Predigt von Pfarrer Lieberknecht, melodisch gesungener Wochenspruch vom Luther-Projekt-Chor Ooldorf. Danach Bockbier-Anstich mit Thüringer Bratwürsten, Rennsteiglied und Tuttifrutti-Tanz mit Elisabeth und Hans-Gerhard Hammer. Bierselig gings dann ans Abschiednehmen. Wir sehn uns wieder - ganz bestimmt.“ Über Weimar ging‘s dann für dieses Mal zurück nach Hause.

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